Kunst bewegt System – ein Reisebericht
Kunst bewegt System
Der Idee lag ursprünglich ein Tag zum Thema „gewaltfreie Kommunikation“ zugrunde. Als der Referent erkrankte, veränderte sich die Idee dahingehend, dass etwas weniger Kognitives entstand. Wir wollten etwas für uns selber anbieten und zugleich bei der Grundidee des wertschätzenden Umgangs bleiben – sozusagen dem inneren Kritiker mit Leichtigkeit begegnen. Der Malort nach Arno Stern bietet solche Begegnungen an und eine Künstlerin, die einen solchen betreibt, war schnell gefunden. Irini aus der Regionalgruppe warf in einem der Treffen noch ihre kreative Schreibwerkstatt als Ort für solche Begegnungen in den Ring und eine Andere kannte eine Tanztherapeutin, die ebenfalls mit dieser Herangehensweise arbeitet. So planten wir drei Workshops, welche auf ganz unterschiedlichen Ebenen Zugänge zu einem entspannteren Umgang mit sich selbst anboten:
- das Malspiel nach Arno Stern mit Maritza Studart, freischaffende Künstlerin
- das kreative Schreiben mit Irini Jamous, systemische Familientherapeutin
- die Tanztherapie mit Nadja Orosz, Tanztherapeutin
Für den Fachtag selbst hatten wir eine kleine Runde mit maximal 16 TeilnehmerInnen geplant. Aus der Regionalgruppe meldeten sich einige TeilnehmerInnen an. Der größere Teil der Plätze wurde frei vergeben. Am Fachtag waren wir dann eine bunte Mischung von Frauen aus den unterschiedlichsten sozialen Bereichen. Mit längeren Pausen für die Selbstversorgung und für den Austausch miteinander war die Zeit großzügig bemessen. Auch die Aufgaben waren sehr gut auf viele helfende Frauen verteilt. So hatten wir bereits von Beginn an eine sehr entspannte Atmosphäre.
Jeder der Workshops bot eine Fülle von ganz eigenen Eindrücken. Im Malort begeisterten die satten Farben, die besonders weichen Pinsel und deren Möglichkeiten. Es hatten alle viel Freude im und am Tun damit. Die Eine oder Andere bemerkte auch, dass der Ausstieg aus alten Mustern gar nicht so einfach ist. Gedanken wie „Hat die Expertin (Maritza) einen Vorschlag, was mein Bild noch brauchen könnte?“ kamen durchaus am Anfang hoch, vergingen schnell wieder. Dazu trug auch die aufmerksame und zugleich zurückhaltende Präsenz von Maritza Studart als Malort-Leiterin bei. Die Schreibwerkstatt wurde mit Akrostichons, Wort-Lawinen und Texten aus wild assoziierten Worten, zu einer lustigen, nachdenklichen und manchmal auch melodischen Angelegenheit. Mitunter wurde die Frage „Wer möchte vorlesen?“ im Kopf durchaus mit der Gegenfrage verbunden „Was werden wohl die Anderen davon halten?“ Zum Glück wurde diesen Gedanken durch die gelassenen Interventionen der Workshop-Leiterin nicht viel Raum gegeben. Etliche schöne Texte hätten wir sonst nie gehört. Der Tanz-Workshop bot einen Spannungsbogen aus lauten und leisen Klängen, wildem Toben und ruhigem „In-sich-gehen“. Nadja Orosz verstand es, diesen Bogen so aufzubauen, dass sich alle frei fühlen und in und aus ihren Bewegungen Kraft schöpfen konnten. Manche spürten auch die vernachlässigten Körperteile und Bewegungs-Bedürfnisse und wie gut es tut, dort nachzutanken.
Im abschließenden Podium wurden die Eindrücke gesammelt und die Parallelen der Methoden herausgestellt. Es gibt nur wenige Regeln, aber die bestehenden Regeln dienen dazu, den wertfreien Raum zu erhalten. Der Fokus liegt auf dem Erleben und Machen und nicht auf dem Ergebnis. Es findet alles im Hier und Jetzt statt und zumindest im Malspiel und im Tanz wird kein Ergebnis mit „nach draußen“ genommen. Das Bedürfnis, das eigene kreative Tun zu bewerten, verschwindet dadurch mit der Zeit und wird nach Aussage der Referentinnen auch mit der Häufigkeit der Wiederholungen solcher Erfahrungen im Alltag abnehmen.
Am Ende blicken wir auf einen bewegenden Tag mit tollen Erfahrungen und Gesprächen zurück. Per Mail gingen noch Tage später schöne Feedbacks ein.
Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden!
Anne-Kathrin May